"Teilweise ist heute 0G, also das völlige Fehlen von Netzabdeckung, Realität."
Interview mit Frank Drexler, CLAAS E-Systems GmbH

Neben dem Bau von vernetzbaren Landmaschinen, der Einsatz cloudbasierter (Software-)Lösungen und elektronische Steuerungssysteme, bietet CLAAS "… eine moderne Managementsoftware wie z.B 365FarmNet [zur] einfachen Dokumentation und Planung …" an. Damit können einzelne Prozesse optimiert sowie "… eine zeitgemäße und umweltfreundliche Landwirtschaft voran[getrieben] …" werden. Dies setzt aber eine flächendeckende LTE / 5G Verfügbarkeit voraus.
Erfahren Sie hier außerdem im Interview, wie und womit sich CLAAS trotz derzeit unzureichender Mobilfunkversorgung für die Digitalisierung der Landwirtschaft einsetzt, welche Stolpersteine es noch zu beseitigen gilt und wir wagen einen Ausblick auf die Zukunft. Braucht die moderne Landwirtschaft den Menschen noch?

Frank Drexler: Ich bin Frank Drexler, Head of Sales and Services bei der CLAAS E-Systems GmbH. E-Systems ist die Elektroniktochtergesellschaft von CLAAS, einem der weltweit führenden Landtechnikhersteller. CLAAS hat als größtes familiengeführtes Unternehmen der Landtechnik über hundert Jahre Erfahrung im Maschinenbau. Sehr früh hat CLAAS die Möglichkeiten der Digitalisierung erkannt und nutzt sie seitdem konsequent zur Optimierung der Maschineneffizienz und zum Vorteil des Kunden.
Frank Drexler: CLAAS denkt in Kundenprozessen. Wir bauen nicht nur Erntemaschinen und Traktoren, sondern möchten den Kunden in seinem ackerbaulichen Prozess verstehen und unterstützen. Unsere Maschinen haben eine Vielzahl von Sensoren, mit denen man z.B. Ertragsmengen und –unterschiede, aber auch Inhaltsstoffe ermitteln kann. Diese dienen unter anderem als Grundlage, um zielgenauer und bedarfsgerechter arbeiten zu können. Wenn man z.B. den konkreten Bedarf von Düngemitteln auf einzelnen Teilflächen kennt, kann man viel präziser die wirklich erforderliche Düngermenge ausbringen. Das ist nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig und gut für die Umwelt. Für diese Prozessoptimierungen bietet CLAAS Softwarelösungen und elektronische Steuerungssysteme an.
Frank Drexler: Gemeinsam haben alle Ansätze das Ziel, präziser und effizienter arbeiten zu können. Die Möglichkeiten der Nutzung elektronischer Werkzeuge und digitaler Lösungen bieten hier vielfältige Optionen. Unterschiede gibt es natürlich im konkreten Einsatzbereich. Auf dem Acker nutzt man andere Lösungen und Werkzeuge als im Stall. Und im Büro hilft eine moderne Managementsoftware wie z.B 365FarmNet bei der einfachen Dokumentation und Planung.
Frank Drexler: Wir versuchen neueste Technologien für unsere Kunden nutzbar zu machen, ohne sie immer selbst erfinden zu müssen. Die digitale Infrastruktur spielt da eine zentrale Rolle. LTE und 5G bieten viele Möglichkeiten, wenn sie denn verfügbar sind. Gerade im ländlichen Raum gibt es da noch viel Verbesserungspotential. Wir wollen unseren Kunden sinnvolle und praxistaugliche Lösungen anbieten, damit sie effizienter und nachhaltiger arbeiten können. Genau um die Verprobung solcher Ansätze geht es in diesem und auch anderen Projekten. Wir sehen dabei ein ständig wachsendes Interesse in unserer Kundschaft aber auch noch große Herausforderungen bei der Netzabdeckung.
Frank Drexler: Die flächendeckende Verfügbarkeit von 5G im ländlichen Raum wird nach unser Einschätzung auch noch längere Zeit ein Wunschtraum bleiben. Teilweise ist heute "0G", also das völlige Fehlen von Netzabdeckung, Realität. Wir fordern daher von der Politik, die flächendeckende Verfügbarkeit von zumindest LTE sicher zu stellen. Viele moderne, effiziente und nachhaltige Arbeitsprozesse sowie die GPS-basierte Dokumentation von Daten setzen Konnektivität voraus. Daher sollte es im Interesse aller sein, diese wichtige Voraussetzung für eine zeitgemäße und umweltfreundliche Landwirtschaft voran zu treiben.
Frank Drexler: CLAAS rüstet einen Großteil der Neumaschinen mit 4G Modems aus. Damit können Dokumentations- und Optimierungsprozesse online durchgeführt werden. Das schafft Transparenz und Sicherheit. Weiterhin verfügen viele Maschine über automatische GPS Lenksysteme. Diese erhalten per Mobilfunk Korrektursignale und können somit auf wenige Zentimeter genau auf dem Acker fahren. Das reduziert Überlappungen beim Arbeiten, spart Zeit, entlastet den Fahrer und verringert den Kraftstoffverbrauch. Eine präzisere Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wird zum Wohle der Umwelt durch Vernetzung verschiedener Technologien ermöglicht.
Frank Drexler: Durch die europäische Datenschutzgrundverordnung gibt es hier klare Spielregeln. Aber auch zuvor gab es bei CLAAS schon eine wichtige Grundannahme: Die Daten gehören dem Kunden. Damit hat der Nutzer die Sicherheit, was mit seinen Daten passiert. Dienste, wie zum Beispiel ein Online Servicesupport durch den Händler, müssen vom Kunden frei gegeben werden. Damit gibt es hier eine klare Position von CLAAS, die nach unserer Kenntnis auch branchenweit geteilt wird. Mit großem Interesse verfolgen wir außerdem das GAIA-X Projekt. Hier geht es um das Ziel, europaweit klare Regeln und Rahmenbedingen für die digitale Infrastruktur zu erarbeiten. Das schafft Sicherheit und Vertrauen für den Anwender und ist eine wichtige Grundlage für die künftige Akzeptanz digitaler Produkte und Lösungen.
Frank Drexler: Die digitale Landwirtschaft wird nach unserer Auffassung auch in den nächsten 20 Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Dabei steht für uns aber der Mensch im Mittelpunkt. Digitale Dienste werden die Dokumentation vereinfachen, die Transparenz erhöhen und den Anwender aktiv unterstützen. Nach unserer Einschätzung wird es aber auch dann noch eine Instanz geben, die den gesamten Prozess koordiniert und kontrolliert: Und das ist der Mensch.
1 Geschäftsbericht 2014 (PDF), Seite 20, 23, 32 und 55
Bilder: CLAAS KGaA mbh
Portraitbild Frank Drexler - © Frank Drexler, CLAAS