5G für Zuhause
5G als Festnetz-Alternative für Gigabit-Internet
Die LTE-Nachfolgetechnik 5G ist hierzulande bereits seit über 5 Jahren in immer mehr Regionen verfügbar. Perspektivisch wird 5G mobiles Internet geradezu revolutionieren. Extrem hohe Datenraten, Latenzzeiten auf Glasfaserniveau (um die 1-5 Millisekunden) und nahezu endlose Anwendungsmöglichkeiten stehen im Raum. Aber bleibt 5G wieder nur den ohnehin gut versorgten Städten vorbehalten? Oder eignet sich die Funktechnik, um endlich auch auf dem Land Gigabit-Internet durchzusetzen? Wir zeigen, welche Möglichkeiten und Tarife es für schnelles Heim-Internet via 5G schon gibt.
1. Gigabit-Internet für Zuhause per 5G?
Ganz abwegig ist der Gedanke natürlich nicht. Schließlich liefert 4G (LTE) schon seit Jahren flotte, stationäre Breitbandzugänge in fast jeden Winkel des Landes. Zwar oft noch volumenbegrenzt, aber als Brückentechnik spielt LTE eine elementare Rolle in der Versorgung mit Highspeed-Internet.
Vodafone (Gigacube), Deutsche Telekom (Speedbox), O2 (HomeSpot) sowie congstar (Homespot), bieten spezielle Heim-Tarife per 4G mit Datenraten bis 500 MBit/s. Daher liegt der Gedanke nahe, 5G könne ebenfalls als DSL-Alternative herhalten und so auch Gigabit bis ins hinterste Dorf liefern. Das Gute: Erste Tarife gibt es schon und dank stetig steigender 5G-Verfügbarkeit sicher auch schon bei Ihnen!
2. 5G-Tarife für Zuhause
Vodafone und die Deutsche Telekom starteten im Sommer 2019 ins 5G-Zeitalter. Gleich von Anfang an boten beide Unternehmen, neben Handytarifen, auch quasi-stationäre Breitbandanschlüsse auf 5G-Basis. Das bedeutet - der Fokus liegt auf der lokalen Nutzung, z.B. der Gartenlaube, in der eigenen Firma oder daheim. Da die Versorgung via Mobilfunk realisiert wird, kann der Router sogar zu einem beliebigen anderen Ort transportiert werden. Mittlerweile (2024) gibt es aber noch mehr Angebote!
2.1 5G Heim-Tarife von Vodafone
Das wohl populärste Angebot stammt von Vodafone - die sogenannten Gigacube-Tarife mitsamt den gleichnamigen Routern. Alle drei angebotenen Tarife können nicht nur mit LTE/4G betrieben werden, sondern sind gleichsam auch 5G-fähig. Ohne Aufpreis wohlgemerkt! Sofern vor Ort also schon 5G ausgebaut wurde und der Router den Standard unterstützt (Gigacube 5G alias MC888 Ultra von ZTE), surft man über die neuste Mobilfunkgeneration. Aktuell ca. mit bis zu 1000 MBit, doch die Datenrate dürfte künftig noch auf weit über 1 GBit steigen, sobald mehr Nutzfrequenzen zur Verfügung stehen.
Los gehts bei Bestellung hier via www.vodafone.de/gigacube bereits ab rund 45 € monatlich mit 100 GB pro Monat. Satte 200 GB gibt es für 44.95 Euro. Unseren Testbericht zum Gigacube-Router gibts hier.
5G-Gigacube von Vodafone von 2023 (ZTE)
2.2 O2 Homespot über 4G oder 5G
Natürlich bietet auch O2 Festnetz Ersatzzugänge über Mobilfunk. Die Ende 2020 eingeführten "O2 Home" Tarife bieten unlimitiertes Surfen schon ab 35 € monatlich. Inklusive Festnetzflat wohlgemerkt! Bis Mitte 2020 gab es das Angebot zunächst nur mit einem 4G-Router. Seither wird in Regionen mit 5G-Versorgung wahlweise nicht nur der passende 4G-Homespot-Router offeriert, sondern auch ein 5G-Modell. Am Grundpreis ändert sich dabei nichts, wohl aber an der Mietgebühr. Statt 5.99 € pro Monat für den LTE-Router, fällt dann eine etwas höhere Gebühr in Höhe von 7.99 € monatlich. Die Bestellung ist hier unter www.o2online.de/homespot möglich, wo gleich noch attraktive Onlinerabatte winken.
2.3 5G-Zuhause Tarife von der Telekom
Die Deutsche Telekom bietet schon seit einiger Zeit mit den Speedbox-Tarifen ein ähnliches Angebot wie Vodafones-Gigacube. Mittlerweile können Interessenten aus drei Tarifen wählen - Speedbox S, M und L. Ab dem Paket M ist auch 5G ohne Aufpreis mit dabei. Das Datenvolumen beträgt 100 GB (S), 200 GB (M) bzw. 400 GB (L) pro Monat. Preislich starten die Angebote ab 39.95 €.
Wer den Zugang nur zuhause nutzen will und kein Interesse an mobiler Nutzung hat, sollte noch einen Blick auf die Hybrid-Internet-Tarife per 5G werfen: Der Turbo für Ihr Festnetz! Bei Hybrid-Internet werden einfach die beiden Welten Festnetz UND Mobilfunk vereint zu einem besonders schnellen Zugang. So können selbst vergleichsweise langsame (V)DSL-Zugänge mit 16-50 MBit/s auf einmal über 500 MBit/s in der Spitze liefern. Was das kostet und nötig ist, zeigen wir hier in unserem 5G-Hybrid Spezial.
2.4 1und1 "5G Zuhause"
Ende 2022 startete auch 1&1 ein eigenes Angebot - wohlgemerkt erstmals im eigenen "5G-Netz". Noch kann man aber nicht wirklich von einem solchen sprechen. Mitte 2024 funkten ca. 200 Masten in 40-50 Städten. Im Verlauf des Jahres sollen noch einige Dutzend Mobilfunkstationen in mehreren Städten hinzukommen. Allerdings ist gerade da der Bedarf nach volumenbegrenztem Internet für zuhause sicher eher gering. Für nur 250 GB verlangt 1&1 immerhin rund 40 € plus Routergebühr. Noch ist das Angebot unserer Ansicht nach eher ein Marketing-Gag für das neue 5G-Netz des Anbieters. Interessenten sind bei O2, Vodafone oder der Telekom aktuell deutlich besser aufgehoben!
2.5 Was ist mit congstar?
Der beliebte Discounter bietet seit Jahren schon mit dem "Homespot" (
www.congstar.de/homespot) einen änglichen Heim-Tarif mit bis zu 300 GB monatlich. Bisher aber leider nach wie vor nur über LTE und mit maximal 50 MBit/s. Früher oder später wird aber sicher auch constar nachziehen. Denn das Angebot gehört zu einen der ganz wenig verbliebenen Tarife ohne 5G-Zugang.
3. Wie steht es um die Verfügbarkeit für Heim 5G?
Der 5G-Ausbau nähert sich langsam einer Phase, in der die überwiegende Mehrheit der Bundesbürger bereits die Technik nutzen können. 5G wurde schon tausende Städte und Gemeinden erschlossen. Um die 95 Prozent konnten Ende 2024in etwa schon auf den neuen Standard zurückgreifen. Der Netzausbau geht also weit schneller voran als damals beim LTE-Ausbau. Spätestens 2026 dürfte die 5G-Abdeckung in etwa der 4G entsprechen.
Alle Provider arbeiten zugleich daran, möglichst rasch den ländlichen Raum mit 5G zu erobern. Dabei hilft die sogenannte Dynamic Spectrum Sharing Technologie und der Betrieb auf reichweitenstarken Frequenzen, wie 700 MHz bzw. 2,1 GHz (Telekom). Einzig die maximale Datenrate wird über diese Ausbauweise deutlich geringer als in der Stadt ausfallen. Mittelfristig werden daher bestenfalls um die 200-300 MBit mit ländlichem 5G möglich sein, während in den Städten 5G durchaus mehrere Gigabit stemmen kann. Im Vergleich zu langsamen DSL unter 16 MBit aber ein immenser Fortschritt...
4. Für wen lohnt sich 5G für zuhause?
Immer dann, wenn es keine anderen Möglichkeiten über klassische Festnetz-Breitbandtechniken gibt. Also Kabel-Internet, DSL oder Glasfaser. Aber auch in dem Fall, wo es auf örtliche Flexibilität bzw. Ungebundenheit ankommt. Der Gigacube-Router kann ohne Probleme bundesweit Highspeed an jedem gewünschten Ort bereitstellen. Ein Fiberanschluss aber immer nur an einer festgelegten Adresse - logisch.
5. Hindernisse für den Ausbau
Für den Netzausbau in der Fläche gab bzw. gibt es einige Hürden zu überwinden. Folgend haben wir die vier wichtigsten Faktoren zusammengefasst.
Hindernis 1)
Zur Einführung von LTE wurden die Mobilfunkprovider, welche sich an der Versteigerung der Funkfrequenzen beteiligten, mit Auflagen belegt. Derart, zunächst eine den ländlichen Raum mit einer bestimmten Quote zu versorgen, bevor es in die lukrativen Cityareale geht. Diese Vorgaben fehlen diesmal. Die Auflagen für die 5G-Auktion sahen lediglich vor, dass bis Ende 2022 gut 1000 Mobilfunkstationen im ländlichen Raum errichtet werden müssen - nicht viel also. Die restlichen Auflagen sind technologieneutral, können also auch per 4G realisiert werden. Ohne Pflichtausbau, könnten einzelne Anbieter geneigt sein, zunächst natürlich nur die Filetstücke mit 5G zu versorgen, also alle Großstädte. Es sah daher bei O2 von Anfang an so aus, als ob man genau diesen Weg beschreitet und erstmal die Großstädte erschließt....
Hindernis 2)
Das zweite Hindernis betrifft die anvisierten Nutzfrequenzen. LTE auf dem Land konnte nur ein Erfolg werden, da hierfür ein Band mit weitreichenden Frequenzen zur Verfügung steht. Wie schon bei LTE mit 800 MHz (damals die Digitale Dividende).
Aktuell kommt für 5G vor allem ein Bereich beim reichweitestarken Band um 700 MHz zum Einsatz. Ansonsten stehen lediglich Bänder bei 2 und 3.6 GHz zur Disposition, die im Juni 2019 versteigert worden. Besonders letztere sind aber gänzlich ungeeignet um in der Fläche Internet per Funk auszubauen, da die Zellreichweite hier deutlich unter 1 km liegt, während sich mit 800 oder 700 MHz auch Areale von 10-15 km ausleuchten lassen. Tatsächlich bringt Vodafone seit Mitte 2020 mit 700 MHz 5G in die Fläche. O2 und die Telekom folgten später ebenfalls.
Hindernis 3)
Einer der wichtigsten Stolpersteine für 5G im ländlichen Raum dürfte aber die hierzulande unzureichende Glasfaserversorgung sein. Die Infrastruktur mit Fiber hat in Deutschland leider noch Entwicklungslandcharakter. Auch die Politik scheint es nicht eilig zu haben hier Weichen zu stellen. Ohne eine performante Anbindung aller Mobilfunkmasten mit Glasfaser ans Kernnetz, nützt nur leider die beste Funktechnik nicht viel. Denn die anfallenden Daten müssen schließlich vom Mast auch weitergeleitet werden. Erst eine Beschleunigung des Glasfaserausbaus geht daher einher mit leistungsstarker 5G-Versorgung in der Fläche. Ein Faktum, das auch das Gigabit-Symposiums im Jahr 2018 noch einmal klarstellte.
Hindernis 4)
Wie so oft im Leben, sprechen auch die zu erwartenden Kosten zunächst gegen eine rasche Verbreitung von 5G außerhalb der Städte. Zumindest nicht ohne "Tricks" wie wir gleich sehen werden. Die Mobilfunkprovider haben für die 5G-Lizenzen wieder mehrere Milliarden Euro (6,6 Mrd.) auf den Tisch gelegt. Geld das nun für den Netzausbau fehlt. Die Anbindung weniger hundert Kunden mit teuren Aufrüstungen an den Funkmasten wird sich lange Zeit kaum lohnen. Daher setzten die Provider von Anfang an auf eine Art Pseudo 5G (non standalone). Dabei wird praktisch 5G auf LTE "aufgesetzt". Per DSS erfolgt sogar eine gemeinsame Nutzung der Funkfrequenzen! Auf diese Weise findet die 5. Generation zwar schneller Verbreitung - die möglichen Performancevorteile bleiben aber sehr marginal bis Null...
Zwar geht der Ausbau im suburbanen Raum schon gut voran - Highspeed 5G mit echten Geschwindigkeitsvorteilen wird aber die nächsten Jahre weiter vor allem in den Städten zu finden sein.
5G Fixed Wireless Access als weiterer Hoffnungsträger
Es gibt einen weiteren Hoffnungsschimmer, dass man den Traum vom superschnellen Internet für alle via 5G nicht ganz begraben muss. Bereits Mitte 2018 testeten O2 und Samsung zusammen sogenannte „5G Fixed Wireless Access“–Zugänge (FWA) in Deutschland. Spezielle Hard- und Software sollen dabei Gigabit-Datenraten über die sogenannte „letzte Meile“ ermöglichen. Damit könnten Haushalte auch ohne teure Glasfaserkabel kostengünstig angebunden werden. In ersten Praxistests erprobt O2 seit 2019 in Hamburg, ob die Technik Potenzial für einen Massenrollout besitzt. Aber auch die Telekom plant FWA für die Flächenversorgung mit Gigabit-Internet einsetzen.
Unser Fazit
Die Vorteile beim 5G-Einsatz auf schmalbandigen Bereichen (bei 700 MHz und 2,1 GHz) samt Dynamic Spectrum Sharing, fallen bislang ot sehr mager aus. Vielmehr könnte LTE weiter als Grundlage an Bedeutung gewinnen. Dort wo schon 5G via standalone verfügbar ist und mehrere Bänder genutzt werden können, beschleunigt die Technik dagegen auch Zugänge welche für den stationären Gebrauch gedacht sind.
Wichtig ist nur, dass die Anbieter von Funk-Internet für zuhause weiter an der Schraube für das enthaltene Datenvolumen drehen. Tarife mit 500 GB oder gar unlimitiert, sind z.B. schon ein guter Anfang.
Weiterführendes
»
Internet aus der Steckdose - alle Anbieter
»
Homespot Tarife im Vergleich