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Live vom Brooklyn 6G Summit in New York: Von 5G zu 6G


New York, Leipzig, 28.10.2022;
Der Brooklyn 6G Summit (B6GS) fand vom 24. bis 26. Oktober 2022 in New York City zum achten Mal statt. Peter Merz, Leiter von Nokia Standards, und Ted Rappaport, Gründungsdirektor von NYU WIRELESS, sind die Gastgeber und heißen die Teilnehmer willkommen.

Das Thema des diesjährigen B6GS lautete "Auf dem Weg zu 6G". Dabei lag der Schwerpunkt auf dem Status verschiedener 6G-Initiativen und Schlüsseltechnologien rund um den Globus.

Doch wo steht 6G aktuell? Was sind die Herausforderungen? Wie schafft es die Industrie und Forschung, sinnvolle Allianzen zu schmieden?

Diesen Fragen wollen wir auf den Grund gehen. Deshalb haben wir unseren Korrespondenten vor Ort geschickt, um sich direkt einen Überblick zu verschaffen.

Welche 6G-Themen wurden behandelt?

Der Brooklyn 6G Summit bietet eine Plattform, um den Status verschiedener 6G-Initiativen rund um den Globus und die Schlüsseltechnologien des neuen Zeitalters zu präsentieren und spezifische Themen in Podiumsdiskussionen zu diskutieren.

Dazu gehören das Metaverse (XR/VR/AR, digitales Twinning), native künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen (AI/ML), das Netzwerk als Sensor und neue Spektrums-Technologien.

Darüber hinaus werden auch einige der vielversprechendsten 5G-Advanced- und 6G-Technologien vorgeführt, damit die Teilnehmer diese aus erster Hand erleben können.







Nokia und NYU Wireless sind die Gastgeber des Kongresses

Der Summit dient als Vorbote für Kommunikationstechnologien, -anwendungen sowie -dienste und hat sich zum Ziel gesetzt, Vertreter aus der Industrie, von Start-ups, der Wissenschaft und der Regulierungsbehörden zusammenzubringen.

In diesem informellen Rahmen lassen sich Lösungen für technische, geschäftliche und regulatorische Fragen finden. Die Konferenz gilt als eine der bedeutendsten Zusammenkünfte der Kommunikationsbranche und hat seit ihrer ersten Veranstaltung eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von neuen Mobilfunktechnologien gespielt.

2013 fand das erste Event statt. Er wurde von NYU Wireless und Nokia als "Brooklyn 5G Summit" ins Leben gerufen. In 2021 beschlossen die Organisatoren dann, von 5G auf 6G umzusteigen, um dem technologischen Fortschritt Rechnung zu tragen.

Mitveranstalter Nokia arbeitet eng mit Industrieorganisationen, Regierungsbehörden und Hochschulen zusammen, um diese 6G-Technologien Wirklichkeit werden zu lassen.

Das Unternehmen nimmt eine Schlüsselrolle ein, um wichtige Initiativen in den USA voranzutreiben und den 6G-Diskurs mitzugestalten. NYU Wireless ist dabei ein wichtiger akademischer Partner, um die 6G-Nutzung von mmWave- und Sub-THz-Bändern zu erforschen.

Einschätzung unseres Korrespondenten vor Ort

Tauchen wir also ein in die verrückte Welt von 6G und stellen uns vor, was die Zukunft bringt.

Von 5G zu 5G Advanced und 6G - ab 2030

Vorwegnehmen lässt sich die Tatsache, dass ein 6G Netzwerk noch in ferner Zukunft liegt und nun erstmal der 5G Standard weiter etabliert wird.

In den USA schreitet die Entwicklung von 5G rasant voran. “Wir planen, bis 2025 30 Millionen Wohneinheiten zu erreichen und 130 Millionen Points of Presence (PoPs) bis Ende dieses Jahres abzudecken”, sagt der ATT SVP Igal Elbaz, SVP, Network CTO at AT&T.

Diese PoPs sind Zugangspunkte, wo zwei oder mehr Netze oder Kommunikationsgeräte eine gemeinsame Verbindung haben und damit eine lückenlose Verfügbarkeit des High-Speed-Netzzugangs gewährleisten.

Deshalb ist es auch äußerst wichtig, dass die neuen 6G-Standards nicht fragmentiert werden. Globale Standards sind einer der Hauptgründe für den Erfolg von 5G, und ein ähnliches Modell ist für 6G angebracht.

Auch John Smee, Senior Vice President of Engineering and Global Head of Wireless Research bei Qualcomm, ist davon überzeugt, dass die gemeinsame Forschung und Weiterentwicklung der aktuellen Standards entscheidend dafür sein wird, die künftigen Anforderungen adressieren zu können.







Gastgeber Nokia hat sich bereits zu kommerziellen Produkten mit offenen RAN-Schnittstellen verpflichtet und will verstärkt eine Vorreiterrolle einnehmen, beginnend mit 5G Advanced.

Aus der Entwicklung des Internets lassen sich auch wertvolle Lehren ziehen. Dieses hat sich aus einem staatlichen Forschungsprojekt zum World Wide Web entwickelt, wo wir heute sind.

Maßgeblich verantwortlich dafür war die Interoperabilität gemeinsamer Standards, die es verschiedenen Akteuren ermöglichte, unterschiedliche Elemente beizusteuern.



Welche Erkenntnisse kann man also von der Entstehung des WWW auf die Entwicklung des Metaverse anwenden?

“Das Metaverse entsteht bereits!”

Für Nokia CEO Pekka Lundmark ist klar: kein einzelnes Unternehmen kann alle Elemente schaffen, die für den Aufbau des künftigen Metaverse erforderlich sein werden.

In seiner Keynote Präsentation betonte er, dass es stattdessen die Zusammenarbeit aller Anspruchsgruppen benötige, um eine zukunftsträchtige Infrastruktur zu schaffen, welche große globale Herausforderungen wie den Klimawandel, den gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung für alle adressieren kann.

Das Entstehen des Metaverse werde auch nicht von einem einzelnen Gerät oder einer einzelnen Hardware abhängig sein. Vielmehr sei es die Kombination und Entwicklung komplementärer Technologien, einschließlich Cloud und Edge Computing, KI, Blockchain, das Internet der Dinge, digitale Zwillinge, ...



Eine Tatsache ist deshalb gesetzt: Wir werden leistungsfähigere Netze brauchen, um virtuelle 3D-Welten in Echtzeit zu rendern und diese für eine unbegrenzte Anzahl von Nutzern gleichzeitig erlebbar machen zu können.

“Eine solche Synchronisierung der Aktualisierungen des Hologramms durch mehrere Benutzer, benötigt eine niedrige Latenzzeit”, sagte auch Microsoft’s Emily Chung, Leiterin des Wireless Architecture Team fürr Mixed Reality/Augmented Reality Geräte, bei der Vorstellung der Microsoft Mesh-Plattform.



Für Nishant Batra, Chief Strategy and Technology Officer bei Nokia, ist der Übergang zur Cloud und die notwendigen Tools dafür ein wichtiges Thema, denn die Entstehung des Metaverse hat bereits begonnen - unabhängig von 6G.

In den nächsten 10 Jahren wird alles vernetzt werden, was sinnvoller Weise vernetzt werden kann. Menschen teilen die Daten ihrer Smartwatches, Wearables, intelligenten Brillen und bald auch Kontaktlinsen. Und auch Maschinen werden miteinander sprechen, wie zum Beispiel digitale Sensoren in der physischen Infrastruktur wie Straßen, Eisenbahnen etc.

Für Batra ist klar, dass es nicht nur ein Metaverse geben wird, sondern viele, von denen jedes verschiedene Teile der Gesellschaft verbindet und versorgt - auf Basis der fortschrittlichen 6G-Netzwerke.

Auch Naoki Tani, CTO des japanischen Mobilfunkanbieters NTT Docomo, sieht 6G als Treiber für die Evolution vieler Industrien. Es wird keinen Bereich der physischen Welt geben, der von der digitalen Technologie unberührt bleibt - Flughäfen, Schulen, Fabriken, Krankenhäuser, Häfen, Energienetze, Wassernetze, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Industrie, … werden alle von den neuen Möglichkeiten profitieren können.





Mehr Bandbreite benötigt neue Frequenzen - die Rolle der Regulatoren

6G wird auf jeden Fall auch neue Frequenzbänder benötigen, um die hohen Datendurchsatzraten zu gewährleisten.

Organisch, historisch gewachsene Infrastruktur mit vielfältigen bestehenden Antennen Generationen und Protokolle müssen ebenfalls sinnvoll eingebunden werden.

Um diese Technologien voranzutreiben, gibt es die Next G Alliance in den USA und die Hexa-X-Programme in der Europäischen Union.



Doch was wird das Schlüsselband im kommerziellen Sinne sein, das den frühen Erfolg von 6G vorantreibt?

Diese Frage wurde im Policy-Panel besprochen, doch die wenigsten Teilnehmer ließen sich auf eine klare Aussage festnageln.

Wichtig wird sein, dass man nicht die Fehler von früher wiederholt und auch bestehende Frequenzen mit einbindet. Hier werden dann die Regulierungsbehörden auf den Plan treten und den Rahmen vorgeben.



Fazit

6G wird neue Möglichkeiten eröffnen, die wir uns heute nur schwer vorstellen können. Diese werden sich nicht über Nacht präsentieren, sondern es wird eine laufende Evolution sein, die bereits mit den kommenden Releases von 5G weiter voranschreitet.

Industrie, Forschung und Regulatoren sind gefordert, eine gemeinsame Vision zu entwickeln und die Grundlagen dafür zu legen. Das fördert den Netzwerkeffekt: Je mehr etwas genutzt wird, desto wertvoller wird es. Das galt für das Internet, und das wird auch für das auf 6G aufbauende Metaverse gelten.

Was weniger im Fokus stand, aber nicht außen vor gelassen werden darf, sind gesellschaftliche Belange. Wenn Sensorik mit Kommunikation verbunden wird, kann das bei den Nutzern Bedenken auslösen, jederzeit von “Big Brother” überwacht zu werden.

Und auch die Belastung durch zusätzliche elektromagnetische Strahlung kann Fragen aufwerfen. Das steht ebenfalls im Kontext der Nachhaltigkeit - wenn das Netzwerk die ganze Zeit misst, verbraucht das eine Menge Energie, welche ins Verhältnis zum Nutzen gestellt werden muss.

Niemand hat eine Kristallkugel, um genau vorherzusagen, wie die künftig erfolgreichsten Anwendungen aussehen werden. Aber fundierte Annahmen über die Form und die Anforderungen an die 6G Infrastruktur werden dafür sorgen, dass es nicht bei “Science Fiction” Ideen bleibt, sondern diese Ideen in den nächsten 10 Jahren zum “Science Fact” werden. Es bleibt spannend!



Die Highlights des Summits in Video und Bild

Die folgenden Videos des Gastgebers Nokia vermitteln ein Bild vom Kongress:







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