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5G über die Straßenlaterne?

Alles zu den Möglichkeiten und Plänen


Im Zuge des 5G-Ausbaus ist in den Medien immer mal die Rede davon, dass in Zukunft auch Strassenlaternen als Funkmasten dienen sollen! Was ist dran an der Aussage, was für Pläne existieren oder gibt es das sogar schon?

Funkmasten: Die Basis für das Mobilfunknetz

Wer mit dem Auto übers Land fährt sieht sie im Schnitt aller 5-10 Kilometer – große und kleine Funkmasten. Manche haben nur 1-2 Antennenelemente, manche gleich 20 oder mehr.

Mobilfunkmast mit mehreren Antennenelementen

In den Städten werden stattdessen Hausdächer genutzt, in der Regel besonders hohe Gebäude mit Flachdach. Teilweise sieht man die LTE- und 5G-Antennen daher nicht einmal mehr oder nur aus bestimmten Winkeln. Bald aber könnten auch ganz ordinäre Strassenlaternen als Funkmasten herhalten…

Funkmasten in der Stadt auf dem Dach

Funkende Laternen

Tatsächlich gibt es konkrete Ansätze, Masten der Strassenbeleuchtung auch als Halterung für kleine Sendeantennen einzusetzen. Wie wir noch sehen werden, sogar schon in der Praxis! Doch wie geht das überhaupt und wo liegt der Nutzen so nah am Kunden zu funken statt auf den Dächern mit höherer Reichweite?

Der erste Vorteil liegt auf der Hand, denn die Laternen verfügen per so bereits über eine gute Stromversorgung und der stabile Mastkörper ist ideal als Halter für Antennenelemente. Hier muss man noch wissen, dass diese neuen Antennen um die es geht, natürlich deutlich kleiner sind also die alten Elemente auf Dächern oder Mobilfunkmasten - je nach Typ um die 30-50 cm. Aufgrund der geringen Größe spricht man übrigens von „Smart Cells“. Übrigens: Auch die nötige Anbindung mit Glasfaser ist eher eine bautechnische Frage.

Wozu das Ganze?

Die 5G-Technik nutzt heute schon andere Frequenzen als das alte 4G/LTE. Vor allem bei 3.6 GHz – bei LTE sind es maximal 2.6 GHz. Zwar können auf den 3.6 GHz Frequenzbereichen deutlich höhere Datenraten erzielt werden, da es dort breitere Bänder gibt, dafür sinkt aber leider auch die Reichweite erheblich auf nur einige hundert Meter. Daher müssen Telekom & Co. das Netz immer engmaschiger konstruieren – bedeutet also mehr Funkzellen daher mehr Smart Cells.

Künftig soll 5G sogar auf Bänder um die 26 GHz funken (mmWave), wodurch die Reichweite sogar unter die von WLAN sinkt. Spätestens dann käme man ohne Hilfsmittel wie die Strassenlaternen nicht mehr aus. Der Abstand von ca. 50-100 Meter eignet sich also perfekt als Basis für mmWave 5G-Antennen. Erst so könnten in Zukunft die einst in Aussicht gestellten Geschwindigkeiten von 5-20 GBit/s erreicht werden.

Bald überall Funk-Laternen mit Smart Cells?

Eher nicht! Der Einsatz wird sich schon aus Kostengründen vor allem auf sehr belebte Bereiche beschränken. In regulären Wohn- und Geschäftsstraßen reicht das reguläre Netz meist vollkommen aus. Anders sieht das im Bereich zentraler Plätze aus, wie z.B. dem Münchner Viktualienmarkt. Auch Bahnhöfe, Flughäfen oder Stadien seien hier genannt. Dann tragen die zusätzlichen Funkzellen stark zur lokalen Netzentlastung bei, ohne das Stadtbild zu verschandeln.

Smart Cells an Laternen im Einsatz

Bereits 2020 erprobte die Deutsche Telekom in Münster erste Praxisszenarien für die Nutzung von Laternen. Auch der damalige Verkehrsminister Scheuer war offen für die Idee und bezog auch Ampeln mit ein. O2 folgte dem Beispiel 1 Jahr später Sommer 2021 und errichtete mit dem Energieversorger Mainova erste 5G-Lampenmasten in Frankfurt am Main.

Seit April 2022 gibt es noch ein Beispiel. Vodafone startete damals in Köln mit der RheinEnergie AG ein Pilot-Gemeinschaftsprojekt für 5G-Smartcells (auch Small Cells genannt). In der Kölner City funken seither einige der Antennen an speziell gefertigten Strassenlaternen mit "5G+". Die Grundlagen dafür wurden aber schon 1 Jahr vorher gelegt. 5G+ ist der Kurzbegriff für 5G-Standalone von Vodafone. Die Zellen arbeiten zunächst auf 3.6 GHz und haben eine Reichweiter von ca. 400 Metern. Bei den 9 Metern hohen Laternenkörpern wurden die Antennen in 6 Metern Höhe montiert. Wenn sich das Projekt bewährt, könnte es bald schon in vielen anderen Städten zum Einsatz kommen. Spätestens beim Ausbau mit 5G auf mmWave wird es ohne derartige Lösungen ohnehin nicht gehen.

5G Antenne an einer Laterne

5G Antennen an einer Straßenlaterne | Bild: Vodafone


Bautechnisch ähnlich geeignet wären übrigens auch ganz normale Straßen-Ampeln. Auch diese verfügen über eine Stromanbindung und könnten im Inneren einen Glasfaser-Kabelstrang zur Anbindung der Small Cells beherbergen...


Weiterführendes

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