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5G langsamer als 4G - wie kann das sein?

Alle möglichen Gründe warum 5G nicht schnell genug ist


5G ist immer deutlich schneller als das alte 4G/LTE?! Dies ist leider ein verbreiteter Irrglaube und grundlegend nicht korrekt. Allein der genutzte Mobilfunkstandard sagt per se noch nichts über die vor Ort in der Praxis erzielbare Datenübertragungsrate in MBit/s aus. Manchmal ist 5G sogar deutlich langsamer als LTE! Warum das so ist, zeigen wir folgend.

5G viel langsamer als gedacht - der Ratgeber

Warum 5G langsamer als LTE sein kann ...

Es gibt insgesamt gleich vier Hauptfaktoren die dazu führen können, dass aus einem vermeintlich superschnellen Datenturbo eine lahme Ente wird. Los geht’s!

1. möglicher Grund: der Tarif limitiert die Datenrate

Die Mobilfunkanbieter können frei darüber bestimmen, wie schnell ein bestimmter Tarif ist. Selbst wenn z.B. das Telekom 5G-Netz über 1000 MBit/s erlaubt, schickt die Telekomtochter congstar auch im Jahr 2024 ihre Nutzer weiterhin nur mit maximal 50 MBit/s ins Internet.

Ob auf die technisch im Netz gerade mögliche Datenrate also überhaupt zugegriffen werden kann, entscheidet also der Anbieter. Bestes Beispiel für 5G sind die O2 Mobile Unlimited Tarife. O2 bietet hier zwei günstige Varianten ohne Volumenlimitierung namens „Mobile Unlimited Basic und Smart“. Für beide ist der 5G-Zugang inklusive. Doch die maximale Übertragungsrate ist auf magere 3 MBit/s (Basic) bzw. 15 MBit/s (Smart) limitiert. Nur im Premiumtarif „Max“ gibt’s die maximalen 500 MBit/s.


2. möglicher Grund: „Schummel 5G“ und DSS

Hier liegt aber die zurzeit wichtigste Ursache überhaupt. Diese greift, selbst wenn man einen sehr teuren Telekom- oder Vodafone-Tarif nutzt. Erklären lässt sich das allerdings nur, wenn wir kurz einen Ausflug in die Welt der 5G-Technik machen. Es gibt nämlich leider nicht „das 5G“, sondern viele mögliche Arten des 5G-Netzdesigns wenn man so will.

Um in den Anfangsjahren den 5G-Ausbau besonders schnell vorantreiben zu können, griffen die Mobilfunkanbieter hierzulande auf einen Trick zurück. Für ein neues Mobilfunknetz, wie 5G, muss man eigentlich fast alle Netzkomponenten neu aufbauen, was aber sehr teuer ist und Zeit kostet. Daher neue Antennen an die Masten, neues Kernnetz und Rechenzentren, Glasfaseranbindung und vieles mehr. Stattdessen wurde aber 5G zunächst auf LTE „huckepack“ aufgesetzt. Dabei kann das gleiche Kernnetz genutzt werden. Fachleute sprechen dann von 5G non standalone. Dank dem Dynamic Spectrum Sharing (DSS) sogar auf denselben Frequenzen! 4G und 5G teilen sich dann ein bestimmtes Funkspektrum.

Der Vorteil für Provider wie Vodafone und Telekom: Der 5G-Netzausbau ging extrem einfach und schnell voran. So benötigten die Mobilfunkmasten lediglich ein Softwareupdate. Die Kehrseite zum raschen Ausbau ist aber die deutlich schwächere Performance und sogar ein höherer Akkuverbrauch. Gerade im ländlichen Raum, wo 5G meist nur auf dem reichweitenstarken 700 MHz Band ausgebaut wird, beträgt daher die mögliche Geschwindigkeit per 5G kaum mehr als 200 MBit/s.

Aber auch in den Städten sieht es teils nicht besser aus. So hatten wir bei Hardwaretests schon den Fall, dass ein Speedtest bei Vodafone über 4G über 100 MBit/s schneller war als direkt per 5G. Dafür kann es wiederum viele Gründe geben. Der wahrscheinlichste ist: Über 4G steht manchmal (noch) ein breiteres Spektrum für Kanalbündelung (Carrier Aggregation) zur Verfügung als via 5G. Wenn z.B. gerade über LTE satte 60 MHz Bandbreite möglich sind und bei 5G nur 10 MHz, verliert 5G das Rennen garantiert! Erst wenn die Mobilfunkern in Zukunft noch mehr Frequenzbereiche für 5G nutzen können, dürfte das Problem der Vergangenheit angehören.

5G- und LTE-Antenne auf dem Dach

Wirklich spür- und messbar schneller ist 5G meist nur wenn man über einen Antennenmast auf 3.6 GHz angebunden ist – in der Regel in Großstädten. Dann steht nämlich ein recht breites Spektrum zur Verfügung und 1 bis 1,5 GBit/s sind auch mit non-standalone realistisch.


3. Grund: Überlastung des Mobilfunkmastes

Es gibt noch einen recht profanen Grund, warum man trotz superschnellem Tarif und modernem Smartphone mitunter kaum 100 MBit/s erreicht werden können. Selbst wenn man auf 3.6 GHz oder mit standalone unterwegs ist…

Denn bei Mobilfunkfunk handelt es sich immer um ein „Shared Medium“. Man teilt sich also die Ressourcen mit allen anderen Nutzern in der Funkzelle. Vor allem in den Abendstunden, wenn alle zuhause sind, kann es daher schnell eng werden. Oder bei Massenansammlungen – wie Markttagen in der Stadt oder in der Umgebung großer Einkaufszentren am Wochenende. Dann gehen die Datenraten schnell die Knie. Den „Beweis“ bringt dann die Gegenprobe. Machen Sie einen Speedtests z.B. früh morgens um 6 Uhr oder sehr spät abends. Sollte die gemessene Geschwindigkeit dann deutlich höher liegen, ist die Sachlage klar.

4. Grund: Alte oder schwache Hardware

Auch hier gilt es sich wieder an unseren Spruch "5G ist nicht gleich 5G" zu erinnern. Wer in den ersten Tagen des 5G-Trends bereits ein Smartphone oder Router gekauft hatte, kann mitunter auch oft schlechte Karten haben. Denn die Geräte der Ersten Stunde unterstützten oft nur ein 5G-Band - meist n78 bei 3.6 GHz. Das heißt, auf dem Land wird meist gar kein Empfang gegeben sein. Zudem beherrschten die ersten Modelle meist noch kein Carrier Aggregation, wodurch viel Potenzial verloren gehen kann. Auch waren viele frühe Geräte noch nicht besonders ausgereift. Achten Sie also darauf, auch möglichst aktuelle Geräte zu erwerben ...

Wann wird 5G richtig schnell?

Wie schon angedeutet sind heute schon über 1 GBit/s möglich bei Verbindungen auf 3.6 GHz. Leider erkennt man das am Smartphone nicht direkt mit welchem Band man verbunden ist. Lediglich in der 5G-Fritzbox oder mit gerooteten Handys (per App) ist diese Info einsehbar. Ein Speedtest gibt natürlich auch einen möglichen Hinweis.

FritzBox auf 3.5-3.6 GHz Band


Der ursprünglich erwartete 5G-Turbo wird langfristig durch zwei Änderungen möglich. Einmal (ganz wichtig) die Umstellung der Netze von non-standalone auf „richtiges 5G“, also 5G-standalone. Seit 2022 tut sich da langsam etwas. Den Anfang machte Vodafone und nennt das 5G+. Etwas später folgte O2 dem Beispiel. Auch die Telekom arbeitet daran und will 5G SA 2024 starten. Bis alle Funkstationen auf standalone umgerüstet sind, dürften noch Jahre vergehen. Wir schätzen, dass der flächendeckende Ausbau nicht vor 2026 beendet ist.

Ein weiterer Speed-Booster wird durch die geplante Einführung vom neuen Bändern im Millimeterwellenbereich (mmWave) erwartet. Dann könnten problemlos 5-10 GBit/s machbar sein. Leider zu dem Preis, dass es deutlich mehr Funkmasten oder Small Cells braucht…


Geschwindigkeit selbst messen

Wer selbst nachprüfen will, wie hoch die aktuelle Übertragungsrate, kann hier kostenlos einen Speedtest durchführen.

Weiterführendes

» Wie gering ist der Ping bei 5G?
» Wie schnell kann 5G sein?
» Braucht 5G mehr oder weniger Akku-Leistung?
» Was beeinflusst die 5G-Geschwindigkeit?
» Was ist 5G Max?